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Charles Schumann: Seine New Yorker Lieblingsbars

Schumanns Bargespräche: Bar-Legende Charles Schumann besucht im Film von Marieke Schroeder einige der besten Bars der Welt, um ihren Geheimnissen auf die Schliche zu kommen. Natürlich macht er auch in New York Station und erklärt in unserem Interview, warum die dortige Bar-Szene so bedeutsam ist.

Bilder: © Niv Abootalebi, Derk Hoberg

Charles Schumann ist gewissermaßen die Graue Eminenz unter den Bartendern. 1982 eröffnete der heute 76-Jährige „Schumann´s American Bar“ in München (heute nach Umzug schlicht „Schumanns Bar“). Anfang der 90er Jahre veröffentlichte er das Standardwerk „American Bar“, das zum weltweiten Bestseller und bis heute zu einer Art Bibel für Bartender wurde. Schumann begrüßte Stars wie Argentiniens ehemaligen Nationaltrainer César Luis Menotti – den er persönlich als seinen wichtigsten Gast überhaupt bezeichnete -,  Robert De Niro und Mick Jagger in seiner Bar und zählt Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann zu seinen Freunden. Sogar die New York Times brachte ein Portrait über Schumann, der lange Jahre auch als Model für Baldessarini arbeitete.

Charles Schumann Lieblingsbars New York

Schumanns Lieblingsbars sind der ehemalige „Oak Room“ im berühmten New Yorker Plaza Hotel, die „Loos Bar“ in Wien und „Harry´s Bar“ in Venedig. In New York besuchte er für die Dreharbeiten darüber hinaus die Bars The Dead Rabbit, Employees Only, Nomad Hotel Bar, Death and Company, Please don’t tell und den Clover Club in Brooklyn. Damit nimmt der Big Apple den Hauptteil des Films ein und das hat auch einen guten Grund, wie Schumann im Interview berichtet:

Charles, warum haben Sie sich dafür entschieden, an diesem Film mitzuwirken?

Charles Schumann: Ich bin neugierig. Wegen der Bars allein wäre ich nicht um die halbe Welt gereist. Mich interessiert, was andere Menschen machen, ich wollte unbedingt die Barkeeper vor Ort kennenlernen, deshalb habe ich bei dem Film mitgemacht. Er zeigt ja nicht nur, wie Drinks geschüttelt werden. Er stellt interessante Menschen vor, die die Barszene in New York, Tokio oder Paris Bars mit ihrem Stil und ihren Kreationen prägen. Schumanns Bargespräche ist eine Reise in die Bars dieser Welt, eine Geschichte über Menschen, die gern Zeit in Bars verbringen und über jene, die den Raum dafür schaffen.

Die New Yorker Barszene nimmt einen großen Teil des Films ein. Was macht die Barlandschaft dort so besonders?

New York ist großartig. Es war auch für Marieke (Marieke Schroeder, Regisseurin des Films, Anm. d. Red.) und mich der Ausgangspunkt, an dem wir uns kennengelernt und uns für den Film aneinander gewöhnt haben. Wir sind dort den Themen nachgegangen, die mir persönlich sehr wichtig sind, wenn ich an Bars denke. New York hat für mich eine lange Geschichte, dort ist vieles passiert. Wir haben uns damals zum Beispiel den Namen für unsere Bar hier in München überlegt und wenn ich an den „Oak Room“, eine unfassbar gute Bar im Plaza Hotel die es leider nicht mehr gibt, zurückdenke, komme ich ins Schwelgen. New York ist also auch ein Stück Heimat für mich.

Inzwischen leiten Sie seit 35 jahren Jahren Deutschlands bekannteste Bar, schreiben Bestseller über Cocktails und werden häufig ausgezeichnet – was fasziniert Sie an diesem Metier?

35 Jahre hinter einem Schreibtisch wären für mich sicher nicht so abwechslungsreich gewesen. Das „Schumann’s“ zeichnet sich sicherlich durch seine Beständigkeit aus, aber das, was mich treibt, ist meine Neugierde. So bin ich zwar meistens am gleichen Ort, treffe aber die unterschiedlichsten Leute. Manchmal kann ich es selbst nicht glauben, was in den vielen Jahren so alles passiert ist. Mein Leben ist die Bar.

Derk Hoberg (r.) traf Charles Schumann in seiner Bar in München
Derk Hoberg (r.) traf Charles Schumann in seiner Bar in München

Man bekommt im Film den Eindruck, dass die internationale Barszene eine eingeschworene Familie ist, die sich kennt und mit Respekt begegnet. Wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede zwischen den Bars, die Sie besucht haben?

Es gibt gar nicht so viele Gemeinsamkeiten. Gewisse Selbstverständlichkeiten gibt es, “Cocktail-Selbstverständlichkeiten”. Die Unterschiede zwischen den Bars sind recht deutlich. New Yorker Bars zum Beispiel haben seit jeher viel für die Entwicklung der Barkultur geleistet. Deswegen war es für mich auch interessant, dort zu drehen. So konnte ich mir mal wieder neue Trends und Entwicklungen anschauen und mich durch das eine oder andere auch für die Schumann’s Bar inspirieren lassen. Die japanische Barkultur wiederum ist ganz anders als die in Europa oder Amerika. Beeindruckend, wenn man bedenkt, dass sie ja erst durch die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist.

Der Film trägt den Titel “Bargespräche”. Was sind denn Ihre liebsten Themen, die Sie gerne in Bars besprechen?

Charles Schumann: Gar nicht reden. Oder nicht zu viel. Zuschauen finde ich viel wichtiger in einer Bar. Das sieht man auch im Film, ich schaue den Jungs hinter dem Tresen gerne zu. Gerade in New York, was in diesem Fall aber auch an meinem schlechten Englisch liegen könnte. Dazu kommt, dass ein Bartender auch gut zuhören können muss. In einer großen Bar ist es aber oft zu laut, als dass wirklich bewegende Themen besprochen werden könnten. Zum Reden trifft man sich heute eher woanders.

Was würden Sie jemandem raten, der Barkeeper werden möchte?

Das ist heute viel leichter als noch vor einigen Jahren. Als wir die Schumann’s Bar aufgemacht haben, waren wir in München so ziemlich die einzige Bar außerhalb eines Hotels. Heute ist das anders. Jeder, der Barkeeper werden möchte, sollte in einer guten Bar lernen. Und davon gibt es heute wirklich viele. Barkeeper sind auch immer Gastgeber, daran sollten sie denken. Ohne Gäste funktioniert auch die beste Bar nicht. Außerdem stehen Barkeeper im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Den richtigen Umgang damit muss allerdings jeder für sich selbst herausfinden.

Es gibt erfolgreiche Bücher von Ihnen, nun der Film. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Charles Schumann: Ganz einfach: Wir müssen besser werden. Hier, in unserer Bar in München. Wir sind im Dienstleistungsgewerbe, da muss man jeden Tag daran arbeiten, besser zu werden, unsere Drinks zu verbessern und unsere Gäste besser zu bedienen. Das ist schwer genug!

Hier lest ihr ein weiteres Interview mit Charles Schumann

Hier kommt ihr zu Schumann´s Bar

Der Trailer zum Film mit Charles Schumann

Schumanns Bargespräche

Schumanns Bargespräche, der Film über einen der berühmtesten Barkeeper der Welt, Charles Schumann, und seine nicht minder legendäre „Schumann’s Bar“ in München feierte auf der diesjährigen Berlinale Weltpremiere und kommt am 12. Oktober 2017 im Verleih von NFP marketing & distribution* in die Kinos.

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