Wenn es um Essentrends geht, nimmt der New Yorker so manches in Kauf. Im Morgengrauen für Rainbowbagels anstehen? Warum auch nicht! Jemand dafür zu bezahlen, dass er einem den Platz in der irrsinnigen Cronutschlange freihält? Auf jeden Fall! Aber auf Brühe warten? Die einem dann auch noch im einen Kaffeepappbecher serviert wird? Unbedingt, zumindest so lange sie von Brodo ausgeschenkt wird.
Ein hausgemachter Fond bildet bekanntlich das Rückgrat einer guten Küche. Er taucht zwar auf keiner Speisekarte auf, aber ohne ihn schmecken viele Gerichte erst gar nicht. Ganz anders jedoch bei Marco Canoras „Brodo“, das er seit November 2014 in Form eines winzigen Take-away Fensters im East Village betreibt. Denn hier findet man nichts anderes als Brühe auf der Karte. Fonds braucht er für sein sich im selben Haus befindendes Restaurant Hearth sowieso, wieso also diese also nicht gleich direkt verkaufen, dachte er sich. Schließlich schmecken sie und sind gesund. Und der Erfolg gibt ihm Recht.
Bei Brodo gibt es nichts als Brühe
Täglich köcheln hier die auf Knochen basierenden Brühe langsam in großen Töpfen vor sich hin. Das dauert, aber Zeit scheint eine der wichtigsten Zutaten von Brodos Erfolgsrezept zu sein. Denn Fett und Fremdstoffe müssen immer wieder vorsichtig abgeschöpft werden, um den Fond nicht trübe oder bitter werden zu lassen und außerdem lösen sich nur so das Kollagen und das Gelatin aus den Knochen. Und eben darin besteht das Geheimnis, denn der Großteil der Kunden kommt nicht allein, weil es so gut schmeckt. Vielmehr soll der Genuss auch die Schönheit fördern. Denn Kollagen und Gelatin lassen Haare, Haut und Fingernägel in neuem Glanz erstrahlen und aus diesem Grund schwören vor allem Frauen auf Brodos Brühen. Diese gibt es in verschiedenen Versionen, neben den drei Klassikern – “Hearth”, einer Kombination aus Hühner-, Truthahn- und Rindsknochen sowie Hühner- und Rinderbrühe – werden auch noch unterschiedlich verfeinerte Varianten angeboten. So wie man sonst Latte Macchiato mit Lebkuchengewürz bekommen kann, gibt es bei Brodo eben auch die Rinderbrühe mit Kurkuma oder Rindermark.
Hausgemachte Brühe aus dem Kaffeebecher
Das macht Sinn, denn serviert wird das Ganze nun einmal, wie bereits erwähnt, in Kaffeepappbechern. Ein Konzept, das mich an die fragwürdige Maschine im Aufenthaltsraum meines alten Gymnasiums erinnert, wo es neben kaffeeähnlichen Getränken eben auch Brühe im Becher zu kaufen gab, aber zumindest in New York scheint dieses Konzept zu funktionieren. Wie man sich sonst den Kaffee auf dem Weg zur U-Bahn holt, ist es in diesem Fall eben die heiße Brühe. Was gesünder ist als der vierte Kaffee des Tages, schmeckt und hält an kalten Tagen auch noch innerlich wärm. So auf jeden Fall die leicht mit Ingwer gewürzte, geschmacklich feine Rinderbrühe. Und so spart man nicht nur Zeit, sondern tut auch noch was für die Gesundheit und das gute Aussehen. Gut essen und dabei auch noch schöner werden – kann man sich etwas besseres vorstellen?
Hier findet ihr das Brodo