Im Jahr 2013 schaffte es ein kleines Gebäck, sich an die Spitze der beliebtesten Süßspeisen New Yorks zu katapultieren: Der Cronut. Er sorgt dafür, dass Liebhaber der Süßspeise sich bereits um vier Uhr morgens vor Dominique Ansels Bäckerei in die Schlange stellen. Der Erfinder selbst bezeichnet die Mischung aus Croissant und Donut als das „Gebäckhybrid“ schlechthin und kommt mit dem Backen nicht mehr nach.
Manhattan an einem kalten Wintertag. Selbst bei klirrender Kälte warten ein- bis zweihundert geduldiger New Yorker und sicherlich auch einige Touristen auf Einlass in eine Bäckerei. Nicht wenige von ihnen gehen dennoch leer aus. Was im hippen New Yorker Viertel Soho seit nun mehr drei Jahren umgeht, ist der sogenannte „Cronut Craze“ (Cronut Wahnsinn). Dabei kann der französische Bäcker Dominique Ansel selbst noch gar nicht glauben, was jeden Morgen vor seiner kleinen Bäckerei, 189 Spring Street, abgeht.
Zwei Monate am Cronut getüftelt
Der ganze Hype wegen eines frittierten Gebäckstückes? Nein, es scheint mehr zu sein als das. Für Ansel ist der Cronut das „Gebäckhybrid“ schlechthin. Zwei Monate lang hatte er an der Kreuzung aus Croissant und Donat getüftelt. Gemischt, gebacken, probiert und wieder von vorne. Das Ergebnis: Ein kreisrundes Gebäckstück aus einem Croissant-ähnlichen Teig gefertigt mit einem Loch in der Mitte. Gefüllt wird der Cronut mit einer Creme-Füllung und eine Glasur gibt es als Topping obendrauf. Da die Herstellung sehr aufwendig ist, können Ansel und sein Team pro Tag nur etwa 400 Cronuts fertigen. Und damit möglichst jeder in den Genuss des hippen Gebäcks kommt, werden pro Person maximal zwei Cronuts zum Preis von fünf Dollar pro Stück über die Theke gereicht.
Professionelle Schlange-Steher
Aufgrund des nicht nachlassenden Ansturms auf den Cronut, empfiehlt die Bäckerei, sich bereits früh anzustellen, um nicht leer auszugehen. Und daran halten sich die New Yorker. Bei Minusgraden und weit vor Arbeitsbeginn, stellen sie sich an – manchmal sogar bis um die Ecke des benachbarten Tennisplatzes. Das dauert vielen zu lange. Weil New York City aber nicht nur kreatives Gebäck hervorbringt, sondern in allen Belangen vor Erfindungsreichtum strotzt, findet man vor Ansels Bäckerei sogar professionelle Schlange-Steher, die den unliebsamen Job für ihre Auftraggeber erledigen. 25 Dollar kostet die erste Stunde, danach werden alle 30 Minuten weitere 10 Dollar fällig. So kann ein Cronut zu einer recht kostspieligen Angelegenheit werden. Wer seinem Partner oder einem lieben Menschen aber eine Freude machen will, greift darauf zurück. Schließlich erweckt die Packung mit den Cronuts dann doch den Eindruck, man hätte sich selbst die Mühe gemacht und die lange Wartezeit auf sich genommen.
Dominique Ansels nächster Renner: Cookie Shots
Expandieren will Dominique Ansel mit seinem Cronut noch nicht – die Qualität seiner Produkte steht für ihn an oberster Stelle. Ohnehin hatte er anfangs keine große Werbung für seinen Cronut gemacht. Allerdings kam ihm zu Gute, dass sein Name in der New Yorker Gastro-Szene bereits ein Begriff war: Der Franzose war sechs Jahre Patissier lang im Drei-Sterne-Restaurant „Daniel“ von Daniel Boulud – einer der nobelsten Adressen New Yorks. Den Posten hatte Ansel im Jahr 2011 aufgegeben, um seine eigene Feinbäckerei aufzumachen. Wie lange der Hype um den Cronut noch anhält, ist ungewiss. Das interessiert den 38-Jährigen auch gar nicht, schließlich motiviert der Cronut-Erfolg zu neuen Erfindungen und so hat er auch schon den nächsten Renner in seiner Auslage stehen: Die Cookie Shots – Schokokeks-Becher mit Vanillemilch gefüllt!