In New York ist immer alles aufregend und neu. Umso besser, dass es auch Orte gibt, an denen zum Glück alles beim Alten bleibt – wie in der Grand Central Oyster Bar.
Der aktuelle Food-Trend, das In-Restaurant, in dem man sich vergeblich um eine Reservierung bemüht (wenn es eine solche überhaupt gibt) oder die neueste kulinarische Sensation, für die man auch gerne 2 Stunden ansteht – all das macht New York fraglos aus. Aber wenn man ehrlich ist, was gibt es schöneres, als hin und wieder an einen Ort zurückzukehren, den man ins Herzen geschlossen hat? Einen Ort, an dem sich kaum etwas verändert hat, alles beim Alten geblieben zu sein scheint und man sich fühlt, als wäre man erst gestern hier gewesen? So, wie die Grand Central Oyster Bar, in der seit über 100 Jahren Austern verkauft und gegessen werden. Die Oyster Bar ist ein Stück New Yorks. Sie ist sogar so sehr New York, dass man sich New York eigentlich nicht ohne sie vorzustellen vermag. Sicher, woanders mag es billiger und schicker sein, vielleicht schmecken die Austern dort sogar besser (was ich allerdings bezweifeln möchte) aber nur die Grand Central Oyster Bar ist New York. Ein Teil der Stadt, den man unbedingt gesehen haben muss.
Eine Institution seit über 100 Jahren: Die Grand Central Oyster Bar
Die Oyster Bar ist untrennbar mit Grand Central verbunden, denn es gibt sie ebenso lange wie den Bahnhof selbst. Als dieser im Jahr 1913 eröffnete, folgte die Bar nur wenig später und auch schon damals drehte sich alles um Austern. New York war schließlich schon immer verrückt nach Austern und was lag also näher, als eine Austernbar im größten Bahnhof der Stadt zu eröffnen. Dort befindet sie sich auch heute noch, ein unveränderlicher Fels in der hektischen Brandung des New Yorker Alltags. Selbst das Feuer im Jahr 1997 hat sie kaum verändert und wenn man sie betritt, spürt man sofort, dass es gut werden wird. Denn die Grand Central Oyster Bar ist ebenso prachtvoll wie New York selbst. Entworfen vom New Yorker Architekten Raphael Gustavino, stellt sie bis heute einen gewagten architektonischen Entwurf dar. Überhaupt, die ganze Geschichte der Grand Central Oyster Bar ist spannend! Sie liest sich wie die Historie des gesamten Bahnhofs, besser sogar des gesamten New Yorks. Manches mag sich verändert haben, eines aber ist noch immer gleich: Hier geht es um Austern und von denen werden jedes Jahr 5 Millionen verkauft.
Hier dreht sich (fast) alles um Austern
Die Austern kann man entweder an der Bar, im Saloon oder an einem der hufeisenförmigen Counter verspeisen. Zu empfehlen ist der Counter, wenigstens einmal pro Jahr mache ich es mir dort gemütlich. Wenn Derk oder wie hier Philipp zu Besuch in der Stadt sind, die die Oyster Bar ebenso zu schätzen wissen, dann machen wir uns auf den Weg. Was gibt es Schöneres, als sich zum späten Lunch an einem der Counter zu einem Glass kühlen Sauvignon Blancs und einer Platte Austern niederzulassen.
Ein absolutes Muss: Die Austernplatte
Umso größer war unsere Überraschung, als die Austernplatte bei unserem letzten Besuch nicht auf der Karte zu finden war. Die Grand Central Oyster Bar ohne ihre berühmte Austernplatte? Was nun? Was kann man hier sonst überhaupt noch bestellen? Aber ehe sich Panik breit machen konnte, wurden wir von unserer rauen aber freundlichen Bedienung beruhigt. Die Platte sei zwar nicht mehr auf der Karte zu finden, so erklärte sie uns, aber zubereiten würde man sie dennoch. Noch besser sogar und zwar nach der Empfehlung von ihr selbst, so dass ihre ganz eigenen Lieblingsaustern auf der Platte sein würden. Gesagt, getan und so stand schon bald eine wunderbare Platte Austern vor uns: Beavertail Austern aus Rhode Island, Chefs Creek aus Washington State oder Kumamoto aus Oregon – quasi ein Rundgang durch Amerikas Austernlandschaft. Das mag sich albern anhören, aber wenn man die Austern probiert, merkt man, dass diese tatsächlich vollkommen unterschiedlich schmecken. Austern mögen nicht jedermanns Geschmack sein, doch wer daran Freude hat, dem sei die Austernplatte in der Grand Central Oyster Bar wärmstens empfohlen!
Und das gilt für die Bar selbst ohnehin. Denn die Grand Central Oyster Bar muss man unbedingt gesehen haben, wenn man in New York ist. Nicht alleine wegen der vorzüglichen Austern, sondern weil dieser Ort einfach ein wahres Stück New York ist. Und wer sich nach einem Besuch immer noch nicht in New York verliebt hat, dem ist vermutlich sowieso nicht mehr zu helfen.
Hier findet ihr die Grand Central Oyster Bar