Deutsche Touristen genießen bei Servicekräften von New Yorker Delis, Diners oder Restaurants leider keinen allzu guten Ruf. Ihnen wird nachgesagt, beim Trinkgeld (auch graditute oder tip genannt) sehr knauserig zu sein. Beruht das auf Unwissen?
Dass deutsche Touristen in Sachen Trinkgeld in New York als geizig gelten, beruht unserer Meinung nach auf einem einfachen Irrtum beziehungsweise auf Unwissen. Während in Restaurants hierzulande ein Trinkgeld von 10 bis 15 Prozent des Rechnungsbetrages normal ist, bewegt sich die Zahl in den USA und in New York City zwischen 15 und 20 Prozent. Aus dem einfachen Grund, dass das Grundgehalt eines Kellners oder einer Kellnerin dort sehr gering ist. Und wenn wir hier teilweise von 3,50 Dollar die Stunde sprechen, die eine Servicekraft im schlimmsten Fall verdient, dann weiß man, warum sie auf das Trinkgeld angewiesen sind. Gerade in New York, wo die Mieten doch astronomische Höhen erreichen können.
Trinkgeld-Regel: Double the Tax
Als Faustregel bietet sich an, sich den Satz „Double the Tax“ zu merken. Übersetzt bedeutet dieser, dass man die Mehrwertsteuer verdoppeln soll. Da diese bei 8,375 Prozent liegt, kommt man mit diesem Leitsatz auf knapp 17 Prozent des Rechnungsbetrages als Trinkgeld. Bestenfalls sollten sich die Einsparungen der Arbeitgeber an ihren Servicekräften dann natürlich auch in den Preisen des Restaurants wiederspiegeln, so dass sich das Mehr an Trinkgeld darüber wieder ausgleicht.
Keine Münzen als Trinkgeld liegen lassen
Solltet ihr Bar bezahlen, bekommt ihr zunächst euer Wechselgeld wieder und lasst danach das Trinkgeld auf dem Tisch liegen. Einen Haufen Münzen auf dem Tisch als Trinkgeld zurück zu lassen, wird in New York übrigens gar nicht gerne gesehen. Hier sollte man das berechnete Trinkgeld in Scheinen auf dem Tisch liegen lassen.
Trinkgeld bei Kreditkartenzahlung im Restaurant
Die New Yorker selbst zahlen fast ausschließlich mit ihrer Kreditkarte. Ganz egal ob im Restaurant, in einer Bar oder im Taxi. Generell läuft eine Kreditkartenzahlung in einem Restaurant in New York folgendermaßen: Der Kellner bringt euch ein Etui mit der Rechnung. Dorthinein steckt ihr eure Kreditkarte, die der Kellner dann abholt. Anschließend kommt er mit Karte und zwei Kopien wieder. Auf der einen, der für das Restaurant, vermerkt ihr, wieviel Trinkgeld ihr geben wollt. Anschließend noch unterschreiben und damit ist die Sache mit dem Trinkgeld gegessen. Warten, dass der Kellner das Etui erneut abholt, müsst ihr nicht – ihr solltet nur eure Kreditkarte darin nicht vergessen.
Trinkgeld in einer Bar
Besucht man eine Bar in New York, ist es üblich, pro Getränk einen oder zwei Dollar als Trinkgeld zu geben. Auf der anschließenden Taxifahrt nach Hause gelten wieder die 15 bis 20 Prozent.
Wenn ihr diese Regeln beachtet, dann sollte sich bald der Ruf der deutschen Touristen auch wieder verbessern. Zumindest, was das Trinkgeld in New York angeht. Sandalen mit Socken zu tragen und andere modische Auswüchse müssten dafür aber auch noch in den Griff bekommen werden.
Tip included – Trinkgeld inklusive
Inzwischen geht der Trend in New York City aber sogar dahin, dass viele Restaurants das Trinkgeld bereits im Menüpreis inkludieren. Dies ist auch auf der Rechnung vermerkt. Berümteste Beispiele sind hier sicherlich das Eleven Madison Park von Daniel Humm und das neue Agern von Claus Meyer.
Foto: © NYC & Company/Marley White