Hat die Form unseres Geschirrs und Bestecks Auswirkungen auf unser Essverhalten? Neuere Untersuchungen sagen ja.
Diäten und Ernährungstipps boomen. Viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Gewicht und schaffen es nicht, dauerhaft ihr Essverhalten positiv zu ändern. In Deutschland sind 59 % der Männer und 37 % der Frauen übergewichtig. Zu der eigenen Unzufriedenheit gesellen sich oft gesundheitliche Risiken. Zahlreiche Tipps und Ratgeber wollen helfen. Von Low-Carb bis Trennkost gibt es ein breites Angebot für Abnehmwillige. Neuere Untersuchungen weisen auf einen bisher kaum beachteten Umstand hin: Auch die Wahl unseres Geschirrs hat Auswirkungen darauf, wie viel wir essen und wie sehr wir es genießen.
Forschungsergebnisse
Forscher der Universität Oxford untersuchten die Wirkung des Geschirrs auf unser Essverhalten und kamen zu überraschenden Ergebnissen. In Tests mit zahlreichen Probanden fanden sie heraus, dass sich die Größe des Tellers, auf dem eine Mahlzeit serviert wird, auf das Sättigungsgefühl auswirkt. Auf eine kurze Formel gebracht: Je kleiner der Teller ist, desto schneller fühlen wir uns satt. Die geringere Menge auf einem kleinen Teller serviert, suggeriert das Gefühl einer vollständigen Mahlzeit, während die gleiche Menge auf einem größeren Teller eher den Wunsch nach einem Nachschlag aufkommen lässt. Wie von politischer Seite gegen gesundheitsgefährdende Ernährungsweisen vorgegangen werden kann, zeigt eine Maßnahme der Stadt New York aus dem Jahre 2012. Hier wurden überdimensionierte Limo-Becher per Gesetz aus dem Verkehr gezogen.
Auch die Wertigkeit des Geschirrs und Bestecks verändert die Wahrnehmung der Mahlzeit: Hochwertiges Besteck strahlt auf das Gericht ab und es wird als schmackhafter bewertet, als wenn das gleiche Gericht beispielsweise mit Plastikbesteck serviert wird. Kleineres Besteck verlangsamt zudem die Nahrungsaufnahme und das Sättigungsgefühl stellt sich früher ein. Generell sollte man sich beim Essen mehr Zeit nehmen, denn tatsächlich essen wir oft schneller als unser Gehirn hinterherkommt. Eine besondere Rolle spielt auch die Farbe des Geschirrs. Besteht ein starker farblicher Kontrast zwischen Geschirr und Mahlzeit, mindert das laut einer Studie des Wissenschaftlers Brian Wansink den Appetit. Unabhängig vom farblichen Kontrast fanden die Forscher der Universität Oxford heraus, dass bestimmte Farben den Appetit der Untersuchungsteilnehmer beeinflussten. Rote Teller besitzen eine Warnfunktion ähnlich einem Stoppschild und bewirken so eine geringere Nahrungsaufnahme und Kalorienzufuhr.
Praktische Anwendung
Mit diesen Erkenntnissen im Hinterkopf eröffnen sich viele Möglichkeiten, das eigene Essverhalten subtil zu beeinflussen. Soll das Gewicht reduziert werden, bietet es sich an, auf kleinere Teller umzusteigen, idealerweise in roter Farbe. Bei Unterernährung und dauernder Appetitlosigkeit sind größere Teller hilfreich. Kakao schmeckt laut Forschungsergebnissen übrigens am besten aus einem orangefarbenen Becher. Eine dementsprechend bedruckte Fototasse macht also die heiße Schokolade noch schmackhafter. Natürlich ist es nicht ausreichend, nur die Teller zu wechseln, um so von ganz alleine zu einem gesünderen Ernährungsverhalten zu kommen. Dennoch kann eine Beschäftigung damit schon der erste Schritt in die richtige Richtung sein. Das Stichwort ist hier die Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit beschreibt die motivierende Wirkung des eigenen Handelns. Wird das eigene Handeln als erfolgreich erlebt, erhöht das die Zufriedenheit und es entsteht das Gefühl, das eigene Leben positiv beeinflussen zu können. So kann der rote Teller ein Beginn sein, der zu einer gesünderen Ernährungsweise führt.
Therapeutischer Einsatz für besseres Essverhalten
Viele Essstörungen werden therapeutisch in Kliniken behandelt. Hier wäre es zum Beispiel denkbar, die neuen Forschungsergebnisse nutzbringend anzuwenden. Durch die passende Wahl des Geschirrs je nach Problem des Patienten können therapeutische Maßnahmen auf einfache Art und Weise unterstützt werden.
Fazit
Form und Farbe unseres Geschirrs beeinflussen tatsächlich unser Essverhalten. Warum also nicht beim nächsten Geschirreinkauf diese Aspekte berücksichtigen? Nicht nur bei einer geplanten Ernährungsumstellung leisten diese Erkenntnisse hilfreiche Dienste. Passende und gut auf individuelle Bedürfnisse abgestimmte Teller, Bestecke erhöhen das eigene Wohlbefinden und führen damit zu einem ausgewogeneren und gesünderen Lebensstil.
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